Alternative Antriebe – eine kleine Kolumne

19.04.2018 – In der steuerberatenden Fachwelt erzeugte jüngst eine Entscheidung der Finanzverwaltung eine gewisse Betroffenheit, in der ein Enthusiast biotechnischer Forschung und Entwicklung für sein Projekt der Nutzung von Algen als Energiequelle in die Gruppe der steuerlich der Liebhaberei Bezichtigten zugeordnet wurde.

Das mag aus einer formalisierten Sicht heraus, die letztlich nur Gewinnerzielungsabsicht im Auge hat, zutreffend sein. Aber was sagt diese Entscheidung aus über die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft, die vor nichts weniger steht als der gewaltigen Aufgabe, ihre Energieprobleme zu lösen?

Ähnliche Gedankenketten kommen auf im Hinblick auf das sog. „Dieselurteil“ des Bundesverwaltungsgerichtes und die zuweilen seltsam anmutende Darstellung des Dieselmotors in der Medienwelt. Als sei das Verbot oder gar die Abschaffung des dieselbetriebenen Pkw, ja des Dieselmotors überhaupt, ein klimatechnischer Durchbruch. Dass dieselbetriebene Aggregate wie z. B. Heizungsanlagen, Arbeits- und Baumaschinen, Notstrom-Generatoren, Schiffsmotoren, nicht zu vergessen die Flotte von Millionen Lastkraftwagen und jene Diesellokomotiven, die bei Stromausfall noch immer zuverlässig zum Einsatz kommen, zu den Stützen jeder modernen Volkswirtschaft gehören, scheint bisweilen aus dem Auge verloren zu werden.

Der vor wenigen Wochen in den Weiten des Pazifischen Ozeans wiedergefundene 1942 versenkte US-amerikanische Flugzeugträger USS Lexington oder auch Kriegsaltlasten in der Ostsee stellen bis heute Beispiele dar, welche Konsequenzen nicht zuletzt energiepolitische Irrflüge annehmen können, wenn sie zu Verteilungskämpfen führen, die in Kriege münden. Neben dem menschlichen Leid wird hierbei auch das ganze Maß an Vernichtung und Verschwendung von Ressourcen zur Energiegewinnung deutlich.

Was hat das alles mit alternativen Antrieben in der Schifffahrt zu tun? Nichts, möchte man im ersten Moment meinen. Und doch sehr viel, wenn nach einiger Überlegung deutlich wird, wie wichtig es ist, gerade auf einem so bedeutsamen Sektor wie der Schifffahrt über die zukünftigen Energiequellen und die Art des Energieverbrauchs nachzudenken. Die jüngsten Beispiele der kommerziellen Nutzung von LNG als alternativem Kraftstoff lassen hoffen. Über Jahrzehnte wird dennoch der Schiffsdiesel vermutlich alternativlos bleiben, da alternative elektrische Antriebe an notwendigen Batteriekapazitäten scheitern, um Reichweiten rund um den Globus zu gewährleisten. Alternative Konstruktionen, die zumindest teilweise den Wind nutzen, existieren, sind allerdings für den kommerziellen Erfolg bislang nicht tauglich. Der Einsatz von Brennstoffzellen in Schiffen erscheint eine echte Alternative, gegenwärtig vor allem durch die immensen Kosten der Entwicklung aber gebremst. „Für Containerschiffe, die um die ganze Welt fahren, ist der umweltfreundliche Antrieb allerdings noch Zukunftsmusik. Langfristig sei es dennoch eine Perspektive“, wird Ralf Sören Marquardt, Geschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (VSM), in der Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche (Abruf 27.3.2018) zitiert. 

Es wäre an der Zeit, auch auf Ebene der Politik und der Finanzverwaltung einmal zu überlegen, inwieweit Maßnahmen auf den Weg gebracht werden könnten, Innovation stärker zu fördern, und auch die Definition steuerlicher Liebhaberei zu überdenken.

Dies ist ein Beitrag aus unserem Shipping-Newsletter 2-2018. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier. Sie können diesen Newsletter auch abonnieren und erhalten die aktuelle Ausgabe direkt zum Erscheinungstermin.